08. / 10. / 14. / 15. / 16. September 2023
jeweils 20:00
Festhalle Lochau (Alte Turnhalle)
*** PODIUMSDISKUSSION 16. September 2023 ***
nach dem Stück
Gäste: Birgit Giselbrecht-Plankel (Sängerin, Pädagogin, Stimmbildnerin, Chorleiterin)
Daniela Egger (Schriftstellerin)
Maria Sagmeister (Rechtswissenschaftlerin)
Klaus Müller (Stiftung Liebenau, Geschäftsführung)
Moderator: Peter Niedermair (Kulturkritiker)
ALTERUNGSPROZESS
Als Recherche zu diesem Thema wurden Interviews sowohl mit älteren Menschen, die in Alten- bzw. Pflegeheimen wohnen, als auch mit noch selbständig lebenden älteren Menschen, mit Pflegepersonal und pflegenden Angehörigen geführt.
PFLEGE
Dabei werden Alltag und Probleme des Älterwerdens Thema sein, aber auch Fragen der inneren Wahrnehmung des Alterungsprozesses, der auftauchenden Fragen und Ängste ebenso wie die Erfahrungen mit einer sich rasant verändernden Welt.
ERINNERUNG
Zusammen mit eigenen Erlebnissen und Geschichten des Performance-Kollektivs ergibt sich daraus der Erzählpool für „Terrarium - Eine Mediation über das Ende der Welt.“ Gemeinsam mit dem Musiker Chris Lane und den beiden Alltagsexpert*innen Margit Müller-Schwab und Srour Hassan assoziiert sich Andreas Jähnert mal erzählend, mal reflektierend, aber auch musikalisch bewegt durch den Abend ahnungsvoll in Richtung „finis terrae“.
Haben Sie schon vorgesorgt, für´s Alter? Zusatzpensionsversicherung? Im Pensionistenheim einen Platz reserviert oder verlassen Sie sich auf die lieben pflegenden Angehörigen, die Ihnen im Alter alles zurückgeben werden, was Sie für sie dereinst an Gutem getan haben? Oder gehen Sie, wenn das Ende naht, selbstbestimmt in den Tod, in der Schweiz zum Beispiel?
Vielleicht sind Sie aber auch gerade damit konfrontiert, dass die Eltern altern und zwar anders, als man sich das vorgestellt hat, nicht alt und weise, sondern fordernd und anstrengend?
Aber darüber spricht man doch nicht, oder schon?Theater Mutante will darüber sprechen, ganz offen und deutlich. Bevor wir das allerdings tun, wird zugehört, in Interviews mit Betroffenen und Expert*innen, die sie dann womöglich auch auf der Bühne wiederfinden werden.
Dort sollen die eingefangen Erzählungen zu Bühnengeschichten werden, zu Puzzleteilen einer fiktiven und doch realen Geschichte über das Altern und seine Schwierigkeiten. Performt von Andreas Jähnert, begleitet vom Musiker Chris Laine und unterstützt von Srour Hassan, Margit Müller-Schwab als Expert*innen des Alltags, die das reale Leben auf der Bühne repräsentieren werden.
Ein wenig ernst, ein wenig humorvoll und immer wieder sehr real.
Ensemble
-
Ist ein Theatermacher und Großflächendesigner (Landwirt).
In Deutschland, Österreich und Liechtenstein arbeitet er an verschiedenen Bühnen z.B. Schauspielhaus Neubrandenburg, Komische Oper Berlin, Akademie der Künste Berlin, Schwetzinger Schlossfestspielen, Vorarlberger Landestheater, Klagenfurt Festival, Werk X Wien, TAKino Schaan, Theatertage Bensheim und an den Wuppertaler Bühnen.
Er unterrichtet an der UBB - University of Battambang, Kambodscha, Faculty of Arts, Humanities and Education Theater und hat dort die Novelle Pka Sropoun (Verwelkte Blume) von Nou Hach zur Uraufführung gebracht.
An der PPS - Phare Ponleu Selpak in Battambang, Kambodscha leitet er drei Monate einen interdisziplinären Workshop, wo er mit Studenten, Absolventen und Lehrern zusammen ein Theaterstück Fence entwickelte.
Foto © Christoph Skofic
-
https://www.bernadetteheidegger.com/
https://chromosomxx.org/
Bernadette Heidegger, geboren 1970 in Salzburg aufgewachsen in Bayern, Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Salzburg und Würzburg, danach Schauspielstudium in Salzburg, langjähriges Ensemblemitglied am Schauspielhaus Salzburg, seit 2008 freie Schauspielerin und Regisseurin; Ausbildung in der Tschechow-Methode am Tschechowinstitut in Berlin und Fortbildung bei Philippe Gaulier (Paris); Arbeit als Schauspielpädagogin mit Schüler*innen und Student*innen in Salzburg und Bayern (Otto-Falckenberg Schule); Gründerin des Schauspielkollektivs Chromosom xx, das sich vor allem mit Performances und Stückentwicklungen beschäftigt
Foto © Axel Müller
-
Lisa Magdalena Perner wuchs in Salzburg auf und hat nach ihrer Matura das Diplom im Fach “Musikalisches Unterhaltungstheater” abgeschlossen. Für Theater Mutante stand sie schon des Öfteren aktiv auf der Bühne und wechselt nun für “Aquarium” hinter die Kulissen.
Foto © Lena Beltermann
-
U.S. Amerikaner
Geboren 1965
Musiker
Studierter Kameramann und Filmproduzent.
Lebte in NYC, Wien, Berlin, Los Angeles und letztendlich Vorarlberg.
Seit 2011, Familienvater und Musikproduzent.
© Darko Todorovic
-
Margit Müller-Schwab auf dem Weg ins Theater Mutante.
Jahrzehntelang als Sekretärin beschäftigt, begeistert Margit heute alle mit ihrer positiven Art, die einfach ansteckt. Die junggebliebene Optimistin sieht in jeder Situation das Gute und hat neben der Liebe zum Theater und der Kunst auch das Tanzen und Singen nicht verlernt! Und eines ist sicher: Margit ist für jedes Abendteuer, jeden Spaß zu haben.© Margit Müller-Schwab
-
Sophie Kindermann studierte Visuelle Kommunikation an der HFBK Hamburg und Bühnenbild und Bildhauerei an der Akademie in München. Sie arbeitet als freie Künstlerin, Gestalterin und ist im Bereich der kulturellen Bildung mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen tätig.
Foto © Edward Beierle
Motivation
Wir sind aufgewachsen in einer Zeit, in der zwischen zwei ganz unterschiedlichen Orten, in denen womöglich zwei oder mehrere Sprachen gesprochen werden und eine andere Kultur gelebt wird, keine Distanzen mehr sind. Durch den technischen Fortschritt mittels sind mit Eisenbahn, Auto oder Flugzeug diese Orte heute leicht zu erreichen. Das Ende der Welt wurde überschritten, auch die Säulen des Herkules sind überwindbar. Die Neugierde nach einem anderen Ort, einer anderen Welt lässt uns keine Ruhe. Wir sehnen uns danach, diese Paradiese im Leben einmal zu erleben. Unser Verhältnis zum Tod ist ein sehr waghalsiger, denn wir wollen nicht alt und gebrechlich diese anderen Orte erreichen. Wir wollen jung, körperlich fit und schön dem unausweichlichen Ende der Welt entgegentreten.
Meine Großeltern haben keine Reisen in ein fremdes Land erleben dürfen. Sie sind im Krieg aufgewachsen und haben sich mit dem Tod mehr oder minder auseinandersetzen müssen. Ich fragte den Bruder meines Großvaters, wo er schon überall auf der Welt war und was er dort machte. Er antwortete, er sei in Gefangenschaft bei den Franzosen gewesen und habe dort eine abenteuerliche und schöne Welt entdeckt. Da er später ein junger Bauer war und somit stets seinen Eltern am Hof aushelfen musste, blieb das sein einziger und letzter „Urlaub“ im Leben.
Manchmal vergessen wir, dass für unseren Lebensstandard eine Generation einst schwer arbeiten musste und wir jenen, die uns gestern verlassen haben, heute oder morgen verlassen werden, keinen Dank und keinen Respekt mehr zollen. Wir schicken unsere Familienangehörigen einfach in ein Pflegeheim und selbst dort finden sie keinen Platz mehr und wir tun alles, um eine Pflegekraft zu finden, die sich mit dem Beginn einer womöglich unwürdigen Reise auseinandersetzt, von der wir keine Ahnung haben, wo diese hingeht.
Dieses Thema stellt auch ein gesellschaftlich zur Zeit recht drängendes Problem dar; einerseits aufgrund des Pflegekräftemangels, andererseits aufgrund unserer zunehmenden Unfähigkeit, mit körperlichem Verfall und Sterben umzugehen. Wir sind gewohnt, diese Dinge an Institutionen abzugeben und sind hilflos, sobald das nicht möglich ist.
Nach der Produktion Aquarium, die einen Mann alleine im Homeoffice zeigte, der sich mehr und mehr der Verflüssigung seiner Gedanken hingibt bis hin zur depressiven Steigerung einer Weltmelancholie, wird sich Terrarium diesmal den quasi „erdigeren“ Problemen des Lebens widmen, den handfesten Gegebenheiten der physischen Existenz: dem Altern und Sterben als Betrachtungsobjekt und Ausstellungsstück; begleitet vom geneigten Zuschauer. „Bitte nicht füttern“ als Vorbedingung des Authentischen.
-
Finis Terrae, so heißt bis heute eine letzte Station am Ende des Jakobsweges, jener langen Pilgerroute, die sich im Mittelalter, aber auch heute wieder großer Beliebtheit erfreut, an deren Ende man, so will es die Tradition, seine Schuhe verbrennt. Das Kap Finisterre, 60 km von Santiago de Compostela entfernt, an der Costa da Morte in Galicien, galt im Mittelalter vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus als das Ende der Welt, noch bevor die Erkenntnis der Kugelform ihr eine Art Unendlichkeit verlieh. Die Idee, man könne dort am endgültigen Rand stehen, mag dem Ort symbolische Bedeutung auch für das individuelle Ende des Lebens verleihen. Der Rand des eigenen Lebens, kurz vor dem unbekannten Danach. Oder auch das Ende einer langen Reise, bevor man, wie es heißt, „aus den Schuhen kippt“. So soll der Ort auch als Ausgangspunkt für eine Recherche- und Erzählreise stehen, die sich rund um das Thema Lebensende und Altern dreht.
Welche individuellen, aber auch kollektiven Erfahrungen lassen sich dazu einfangen und wie lässt sich von diesem Rand erzählen?
Zusammenarbeit
Wir bedanken uns herzlich bei allen Förder:innen, Sponsor:innen und Partner:Innen!